Bewertung von Koi

Ratgeber und Beratung zur Bewertung von Koi

Einleitende Erläuterungen zur Bewertung von Koi

Koi sind Karpfen. Die Art heißt Cyprinus Carpio.

Die ersten Farbkarpfen fielen bereits Anfang des 18. Jahrhunderts in der heutigen Präfektur Niigata (Japan) auf. Recht schnell entwickelte sich die Zucht der Koi und breitete sich bereits Mitte des 18. Jahrhunderts auf andere Regionen Japans aus. 1915 fand dann in Tokio die erste Koi-Ausstellung statt. Die Ausstellung war der Durchbruch der Koizucht, wie man sie heute kennt.

Seit Mitte des 19. Jahrhundert dürfen Koi wie jedes andere Wirtschaftsgut gehandelt werden und durch Verbesserung der Bahnanbindung und Ausbau der Fluglinien konnte der Koi seine Verbreitung, unter den Liebhabern und Züchtern, rund um die Welt antreten.

Mittlerweile werden sie auch in vielen anderen Ländern gezüchtet. Gleichzeitig wird die Zuchtqualität kontinuierlich gesteigert. Obwohl mittlerweile in vielen Ländern Koi guter Qualität gezüchtet werden, haben Koi aus Japan nach wie vor das größte Ansehen.

Bedingt durch begrenzte Produktionskapazitäten (Arbeitszeit, Platz, Wasser, Strom- und Futterkosten) sind die Koizüchter gezwungen, die erbrüteten Jungfische streng und häufig zu selektieren. Die erste Selektion findet nach wenigen Wochen statt. Hierbei werden alle Jungfische, die nicht zur gewünschten Varietät gehören ausgesondert und verworfen. Meist werden sie als Fischfutter für die überlebenden wiederverwendet. Durch jahrelanges Training und Erfahrung in der Koizucht, die von Generation zu Generation weitergegeben wird, sind die japanischen Züchter in der Lage, schon bei sehr kleinen Fischen zu erkennen, was aus ihnen werden wird.

Der Selektionsprozess der Koi wird ständig wiederholt. Die Fische, die das erste Jahr überlebt haben, werden nun noch zweimal im Jahr selektiert. Einmal im Frühjahr, bevor es in die Naturteiche geht und einmal im Herbst, wenn die Koi aus den Naturteichen zurück in die Haltungsanlage zur Überwinterung kommen. Bei diesen Selektionen wird entschieden, welche Fische beim Züchter verbleiben und welche verkauft werden. Es werden nur Fische mit entsprechendem Entwicklungspotential behalten, welches den Wert des Fisches noch deutlich steigern wird. Fische ohne Potential werden verkauft, um Produktionskosten zu sparen.

Ein Koi entwickelt sich bei guter Pflege etwa 10 Jahre lang positiv. In diesen 10 Jahren kann er je nach Varietät und Zuchtlinie bis zu 1 m lang werden. Nach 10 Jahren hat er in der Regel seinen Höhepunkt erreicht. Er kann dann zwar noch weiter wachsen, wird aber in den anderen Qualitätsmerkmalen eher schlechter werden.

Bei der Bewertung von Koi wird unterschieden nach dem aktuellen Stand seiner Entwicklung, das heißt in wie weit er zum Tage der Begutachtung die Qualitätskriterien erfüllt, und der Beurteilung seines Potentiales, einmal später im Alter diese Qualitätskriterien zu erfüllen. Der Wert eines Koi richtet sich also nach der Erfüllung der Qualitätskriterien, seinem Potential und seinem Alter.

Qualitätskriterien

Körperform:

Diese geht bei Koishows zu 50-60% in die Bewertung ein. Die Körperform des Fisches wird dabei immer von vorne (wie auf den folgenden drei Bildern) begutachtet. Die Körperform variiert je nach Varietät und Alter der Fische.

Perfekte Körperform der Varietäten Kohaku, Sanke und Showa (von links nach rechts, Quelle: Koi Band 1 von Harald Bachmann).

Körperform Koi

Perfekte Körperform von der Seite. Alle Varietäten sollten so aussehen. D.h. kein Hängebauch, durchgebogene Wirbelsäule oder Stiernacken. (Quelle: Koi Band 1 von Harald Bachmann).

Seitenansicht Koi

Farbqualität:
Diese geht bei Koishows zu 20-30% in die Bewertung ein. Bei der Farbqualität geht es darum, ob die Farbe intensiv und homogen (gleichmäßig) ist. Fehler im Farbfeld führen zu einem Punktabzug. Auch ist wichtig, wie die Abgrenzung der einzelnen Farben zueinander ist.

Hautqualität:
Diese geht zu etwa 10% in die Bewertung ein. Sieht die Haut jung und frisch aus oder ist sie erkennbar alt, nicht glänzend, pickelig.

Farbverteilung:
Diese geht ebenfalls zu 10% in die Bewertung ein. Bei der Farbverteilung ist das Gleichgewicht der Farben auf dem Fisch wichtig. Hier wird verglichen zwischen vorne und hinten, links und rechts und ob die Farbe über die Seitenmittellinie nach unten führt.

Abschließend wird noch der Gesamteindruck des Fisches bewertet. Für den Verkauf ist noch sein Geschlecht wichtig. Weibliche Fische sind wertvoller als männliche, weil sie immer eine bessere Körperform aufweisen.

Potential:

Das Potential besagt, ob der Fisch die Qualitätskriterien optimal erfüllen wird, wenn er mal ausgewachsen ist. Die Vorhersage kann sich erfüllen oder auch nicht. Um das Potential eines Fisches beurteilen zu können, benötigt man umfassende Kenntnis zur Blutlinie und zu der Wasserzusammensetzung des Züchters. Der Züchter kann mit recht großer Sicherheit sagen, wie sich der Fisch bei ihm weiterentwickelt. Ob er das auch beim Kunden tun wird, bleibt fraglich. Die Entwicklung eines Koi hängt doch in hohem Maße von den  Umgebungsbedingungen und da vor allem vom Haltungswasser ab.
Jedenfalls gibt ein Züchter Fische mit Potential entweder gar nicht ab, oder nur zu dem Preis, den der Fisch später, wenn er sich wie erwartet weiterentwickelt hat, auch Wert wäre. Man nennt diese Fische Tategoi.

Alter:

Das Alter des Fisches sagt auch viel über die Qualität des Fisches und der Haltungsbe-dingungen aus. Koi, die ordentlich gehalten werden und von durchschnittlicher Qualität sind, erreichen nachfolgende Größen:

  • Einjährige: 20 bis 25 cm
  • Zweijährige: bis 30 cm
  • Dreijährige: bis 45 cm
  • Vierjährige: bis 55 cm
  • Fünfjährige: bis 65 cm
  • Sechsjährige: bis 70 cm
  • Siebenjährige: bis 75 cm

(Quelle: Koi Band 1, Seite 71, von Harald Bachmann)

Es gibt Koi mit enormem Wachstumspotential. Diese sind dann deutlich wertvoller als solche mit durchschnittlichem Wachstumspotential. Der Züchter kann dies nach relativ kurzer Zeit erkennen. Koi mit hohem Wachstumspotential wird er genau wie Tategoi nicht frühzeitig verkaufen.

Das Alter hat vor allem bei älteren Fischen ab etwa 8 – 10 Jahren einen erheblichen Einfluss auf den Preis. Fische in diesem Alter werden mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr besser sondern schlechter. Deshalb werden die Fische dann immer billiger.

Die genannten Kriterien sind fließend und werden auch von Land zu Land etwas unterschiedlich gewichtet.

Wertermittlung für ein Gutachten

Koi sind kein Produkt, welches immer wieder die gleichen Eigenschaften hat. Es gibt keine messbaren Größen zur Ermittlung des Wertes eines Koi wie dies z. B. bei Immobilien oder Autos möglich ist. Zwar gibt es die weiter oben genannten Bewertungskriterien für Koi, diese werden jedoch immer von Menschen interpretiert. Daher gibt es bei zwei oder mehr Juroren auch immer abweichende Ergebnisse der Bewertung. Aus diesem Umstand resultiert auch, dass die preisliche Bewertung eines Koi bei zwei unterschiedlichen Händlern nie exakt gleich verläuft. Jeder Koi ist ein Unikat und wird vom Sammler genau aus diesem Grund ausgewählt und gekauft.

Der Koikauf in Japan findet vorwiegend im Winter von November bis April statt. Dann sind die Koi geerntet, d. h. sind von den Naturteichen (mudponds) in die Verkaufsanlagen der Züchter verbracht worden. Die deutschen Koihändler fahren zu dieser Zeit nach Japan, um dann vor Ort die Fische auszuwählen. Später werden die Fische dann nach Deutschland importiert. In Deutschland findet der Handel vorwiegend vom Frühjahr bis zum Herbst statt. Koihändler versuchen in der Regel ihren Bestand im Herbst abzuverkaufen, um Platz für die neuen Fische zu schaffen, die dann von Herbst bis Frühjahr importiert werden. Während der Sommermonate haben die Züchter in Japan nur wenige Koi in Ihren Anlagen, entsprechend weniger Auswahl und um ca. 20% höhere Preise sind die Folge.

Die Gerichte fordern von mir in der Regel, dass ich einen Wiederbeschaffungswert zum Zeitpunkt der gerichtlichen Auseinandersetzung ermittle. Das resultiert daraus, dass man davon ausgeht, dass der Koihalter ja einen Ersatz für den erlittenen Schaden haben soll.

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