Schildkröten
Ein schöner Koiteich wirkt auf dem ersten Blick auch für aquatisch lebende Schildkröten sehr verlockend. Im Gegensatz zu Koi neigen sie besonders an regnerischen Tagen ihre „Ursprungsteiche“ zu verlassen und instinktiv neue benachbarte Teiche zu erkunden.
So kommt mancher Teichbesitzer ungefragt zu neuen Bewohnern seiner Anlage. Meist läßt sich der Ausreißer mittels Netz schnell einfangen und kann in sein ursprüngliches zu Hause zurückgebracht werden.
Das gezielte Einbringen von aquatisch lebenden Schildkröten in einen „Koiteich“ ist nur bedingt empfehlenswert. Einerseits können besonders aktive Exemplare Stress auf die Koi ausüben, andererseits sind viele Teichkonstruktionen für die Schildkröten ungeeignet (steile Ufer, tiefe Teiche, wenig Pflanzen).
Es gibt eine Reihe von Arten, die prinzipiell für eine Haltung im Teich vom Frühling bis zum Herbst geeignet sind. Dazu zählen amerikanische Schmuckschildkröten (Trachemys), Falsche Landkartenschildkröten (Pseudemys) Höckerschildkröten (Graptemys), Zierschildkröten (Chrysemys, nur in warmen Gegenden) und europäische Sumpf-und Bachschildkröten (Emys und Mauremys).
Aber all diese Schildkröten benötigen leicht erklimmbare flache schlammige Uferzonen, an welchen sie sich aufwärmen und ohne Probleme an Land gehen können. Dort nehmen sie ausgiebige Sonnenbäder und lassen Panzer und Haut komplett abtrocknen. Weibliche Tiere suchen die ufernahen Zonen auch auf geeignete Eiablageplätze (legen auch ohne vorhandene Männchen Eier) ab.
Fehlen entsprechende Ufer-und Landbereiche, kommt es häufig zu Panzernekrosen und Problemen bei der Eiablage (Legenot). Artabhängig ernähren sich Adulte im Gegensatz zu juvenilen Tieren nicht von allem was sich bewegt (Insekten, Würmer, Schnecken, Amphibien, Fische) sondern hauptsächlich von vegetarischer Kost. Ein Teich mit vielen Wasserpflanzen, insbesondere Wasserlinsen eignet sich hierfür hervorragend. Durch die Aufnahme dieser eiweißarmen und Provitamin A – reichen Kost, werden Leber und Niere optimal versorgt und die Ausscheidungen belasten durch den geringen Anteil an Eiweißabbauprodukten (bei aquatisch lebenden Schildkröten hauptsächlich Harnstoff) kaum die Wasserqualität. Die sporadische Erbeutung kleiner Fische (auch kleiner Koi) kann natürlich nie ausgeschlossen werden.
Eiweißreiches Futter (die meisten käuflich erwerblichen Futtersorten für Wasserschildkröten, eiweißreiches Futter für Fische, Fleisch und Fische) führt bei adulten Schildkröten auf Dauer zu lebensbedrohlichen Leber- und Nierenerkrankungen und belastet das Wasser. Meist versorgen sich die Tiere im naturnahen Teich selbst und bedürfen keiner Zufütterung. Im Herbst bereiten sie sich selbst bedingt durch die sinkenden Temperaturen und die kürzere Tageslänge auf die Winterruhe vor. Schmuckschildkröten (Trachemys), europäische Sumpf-und Bachschildkröten (Emys, Mauremys) könnten theoretisch im nicht beheizten Teich überwintern, stabiler sind die Temperaturen im Kühlschrank (idealerweise bei 4-6°C). Die anderen aufgezählten Schildkröten überwintert man am besten bei 15-18°C im Aquaterrarium.
Da Koi und aquatische Schildkröten durchaus unterschiedliche Bedürfnisse an die Teichanlage und die Ernährung aufweisen, ist eine Vergesellschaftung oft mit gesundheitlichen Problemen auf beiden Seiten behaftet und bedarf einer gründlichen Planung im Vorfeld.
Dr.med.vet Karin Grassl